Cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich. Was ein Haufen Müll. Danke René Descartes. Ich denke, also bin ich nicht, wäre passender.
Mal ernsthaft, hat euer Hirn euer Leben je einfacher gemacht? Krampfhaftes, unablässiges Denken, Bewertung und Urteil, Zweifel und Angst verbreitend, Trennung in Dein Leben bringend.
Ja, das Gehirn ist ein ziemliches Arschloch. Deshalb arbeite ich ja so hart daran, Menschen beizubringen, es auszuschalten.
Ja, das Gehirn ist ein ziemliches Arschloch. So dachte ich. Aber ist das wirklich uneingeschränkt so?
Das Gehirn ist ein mächtiges Werkzeug. Ein Werkzeug ist dann gut, wenn es für die richtigen Dinge eingesetzt wird. Und wenn man es pflegt. Versuch mal einen Nagel mit einem Schraubenzieher einzuhämmern (ich habe es jahrelang mit einem Stein versucht). Das funktioniert nicht wirklich gut. Aber schrauben, das kann der Schraubenzieher wirklich sehr gut.
Genau wie Dein Gehirn.
Dein Hirn verleiht Dir die Fähigkeit selektiv bestimmte Teile deiner Erfahrung zu ergründen. Dadurch strukturiert sich das kontinuierliche analoge Streaming unseres übergeordneten Bewusstseins. Muster werden erkannt oder etabliert (interessante Frage ob so rum oder so rum), die später wiedererkannt werden und so, in vergleichbaren Situationen, schnelleres Lernen und Reagieren ermöglichen. Analyse, Gedächtnis, Erinnerung, Linearität, Mustererkennung verschmelzen externe Stimuli mit einer Bewusstheit des inneren Zustandes (siehe hier Benefits der Meditation).
Das große Problem ist, dass dieser Prozess an sich instabil ist. Er bezieht sich sehr schnell auf sich selbst, eilt sich selbst voraus und wird so zwanghaft. „You are addicted to thoughts…“ Alan Watts. Die Auslegung des Gehirns ist so, dass der oben genannte Prozess in einer informationsarmen Umgebung exzellent funktioniert. Der Denkprozess hat immer wieder Zeit sich abzuschalten und mit dem tatsächlich erlebten zu synchronisieren. Stichwort Waldspaziergang mit einem guten Freund.
Doch schau Dir die Welt in der wir leben mal an. Da kommt das arme Gehirn nicht mehr mit. Es will trotzdem seine Funktion erfüllen und dreht durch. Stress, Schlafstörungen, Angst, Panik und in der Steigerung psychische Erkrankung und sogar Tod.
Das Gehirn schwingt sich zu einem manisch-depressiv, narzisstischen Diktator auf (glaubt einem Experten, besser kann man es nicht formulieren). Es erhebt sich zum Meister und vergisst seine Natur als Werkzeug, als Diener des Gesamtbewusstseins einer Person und übergeordneter Bewusstseinseinheiten.
Zum großen Teil dafür verantwortlich, Du ahnst es schon, ist die massive Reiz- und Informationsüberflutung mit der wir täglich bombardiert werden. Die Hirnfunktionen werden überlastet, sie reichen nicht aus, um die Umwelt sinnvoll zu interpretieren. Futter für zwanghaftes Denken. Die Informationslawine wird als Bedrohung wahrgenommen. Das Gehirn aktiviert die Angst-Routine und leitet die bekannte „fight or flight response“ ein, die die höheren Gehirnfunktionen, die vielleicht gerade noch mithalten können, weiter unterdrückt. Das Reptiliengehirn übernimmt und löst eine körperweite Stressreaktion aus. Amygdala, Adrenalin, sympathisches System aktiviert.
Game over.
Das ist eine super Reaktion, wenn Du Dich einem Säbelzahntiger gegenüber siehst. Kämpfen oder Fliehen. Die Crux ist: viele Situationen in denen wir uns täglich befinden lassen einen „fight or flight response“ nicht zu. Der Stress, die Angst, die als Energiebereitstellung fungieren, können sich nicht entladen. Konventionen, Höflichkeit, Angst, Scham, Schuld (lies hier meinen Post „Man Muss Ja“). Nach einem Anschiss vom Chef morgens bleibst Du acht Stunden auf einem Stresslevel, das für eine Zeit für 5 Sekunden entworfen wurde.
Game really over.
Sei mal ehrlich. In diesem Zustand befinden sich viele von uns den ganzen Tag. Es gehört sich nicht, den Chef zurück anzuschreien oder einfach aufzustehen und aus dem Meeting zu gehen. Dann kommst Du nach Hause und findest im schlimmsten Fall noch nicht mal da den Aus-Knopf. Noch schlimmer ist, wenn Du denkst, in Deinem Zuhause könntest Du jetzt endlich Deinen Stress rauslassen. Dazu brauch ich nicht mehr zu sagen.
Also was können wir tun?
Eine gute Strategie ist Meditation. Lerne, Erfahrungen vollständig zu erleben – ohne Intervention des Gehirn. Nutze dann später dein Gehirn, um zu analysieren, was eigentlich war.
Jedesmal wenn Du in ein Shopping Center gehst wirst du mit Stimuli zugedröhnt. Zu viele Leute, zu viel zur gleichen Zeit. Dein Gedankenprozess implodiert.
Das ist ein guter Ansatzpunkt für Meditation. Nutze fokussierende Übungen und Meditation als Form der Selbstbeobachtung ohne Urteil und Bewertung, um deine stress-reaktiven Denkmuster völlig herunterzufahren.
Mach eine Erfahrung.
Lass alles durch Dich fließen. Bleib an nichts haften. Registriere (siehe Workshop „Mind – Kopf? Aus!“) was passiert. Ein Kind mit einem Eis. Next. Eine schöne Frau. Next. Hmm, Donuts wären geil. Next.
Betrachte die Realität wie eine Diashow. Superschnell und superkomplex. Und während Du Roboter-artig registrierst: nutze die freigewordene Rechenleistung, um Deine emotionale Reaktion und Deine Empfindungen zu beobachten.
Körper, Herz und Sprache stehen vor jedem Gedanken.
Dann, wenn Du zu Hause bist. Mach Dir ne Kanne Tee. Schlürf nachdenklich dran und analysiere so viel Du willst. Schreib es auf. Teil es mit Anderen. Und finde Freude daran und darin.
Und wenn Du Dich ganz sicher fühlst, und Du Deine Erfahrung ganz klar vor Dir siehst, dann nutze das Gehirn für seinen eigentlichen Zweck: VORSTELLUNGS-KRAFT.
Zum Beispiel so etwas hier: „Viel Spaß auf dem Bilderberg und seinen unendlich tiefen Minen. Vielleicht triffst Du ja ein paar Illuminati auf dem Weg nach Bohemian Grove. Falls Dich die Reptilien vor den Pleiadianern erwischen, hast Du Pech gehabt.“.
Alles nur Bilder. Denk das zu Ende, wenn Du mutig genug bist.
Have a great week.
Benjamin
photo credit: DSC_6829 copia.jpg via photopin (license)
Himmel, ich würde so gern lesen. Aber mein fiebergegrilltes Hirn will nichts aufnehmen… *heul* Morgen… Morgen…
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Du verpasst nix :-). Das ist unmöglich.
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