Traumhafte Luftschlösser und magische Schönheit wie im Titelbild waren für mich lange ein Sehnsuchts- und innerer Rückzugsort. Das hat sich, leider oder auch zum Glück, geändert.
Das letzte halbe Jahr war anstrengend. Nicht so stürmisch anstrengend und doch auf eine verzaubert-bizarre Art und Weise lohnend wie die Jahre zuvor. Eher tief frustrierend. Viel Klein-Klein. Hoch, runter. Viel Hilflosigkeit. Viel Müdigkeit und Erschöpfung. November bis März sind die letzten sechs Jahre immer so verlaufen. Repetitiv. Scheinbar unausweichlich. Trotz der ganzen inneren Arbeit.
Ich bin die ewige Wiederholung leid.
Ich stelle immer wieder fest, dass, sobald ich denke ich habe meine Schuld, meine Scham, meine Traurigkeit, Trauer und meine Wut hinter mir gelassen eine Wiedervorlage ansteht. Ich stelle immer wieder fest, dass das innere Schauspiel nie endet. Ich stelle immer wieder fest, dass ich am Ende des Ganzen in einem Zustand der Ambivalenz festhänge.
Ich bin die ewige Wiederholung leid.
Das innere Hin und Her, das Fehlen einer klaren Haltung ist die Quelle meiner Frustration. Und doch verharre ich, eben das wissend, darin. Anscheinend bringt mir der Zustand der Unentschiedenheit etwas.
Ein, zumindest das lässt sich vorweisen, Zwischenergebnis ist Desillusionierung. Ein anderes eine gnadenlose Revision, gerade der letzten fünf Jahre. Meine Frau und ich haben in den letzten zwei Monaten in zwei großen Schüben die Bude entrümpelt. Ich merke es ist Zeit dasselbe innerlich zu tun. Ich habe Angst davor. Ich würde meinen inneren „Vielspalt“ am liebsten auskotzen und fertig. Aber wie immer geht es langsam. Bewusstwerdung, Verarbeiten, Loslassen und Dasselbe leicht verändert zurück erhalten. Nächste Iteration.
Vor dieser Tür liegt die Angst und die Schwere, dahinter Freude und Leichtigkeit. Was hält mich auf?
Unentschiedenheit führ zwangsläufig zu einem beklagenswerten Zustand. In meinem Jammertal fehlt es mir dann an einem: Selbstverantwortung.
Ich weiß das. Ich kann wunderbar über Selbstverantwortung referieren. Und doch will ich gerade nicht raus aus der Unentschiedenheit. Wozu ich im Stande bin ist Ballast abzuwerfen. Das tut schon mal ganz gut. Trotzdem…
Ich bin die ewige Wiederholung leid.
Desillusioniert bin ich von meinem bisherigen Verständnis von Spiritualität. Vieles was ich lese, auch meine älteren Beiträge (ein Beispiel hier), erscheinen mir hohl und inhaltsleer. Vielleicht, weil sie die Versuche eines Suchenden sind einen Schlusspunkt zu erreichen. Auf jeden Fall habe ich keine Lust mehr auf Fake Buddha-Zitate, Facebook-ADHS genehme Meme sowie Blogposts und Videos zu immer derselben Scheiße. Raus damit. Hier die offene Frage: wie erschaffe ich für mich etwas Neues, für mich Wertvolleres, etwas Anderes. Eine Kernaussage könnte sein: das Einfache ist schwer zu erreichen. Der Fünfjahresplan zur Erleuchtung, in welcher Lesart auch immer, von irgendeinem Hansel der eine dreitausend Jahre alte Sau in spirituelle Tapas zerteilt… die Scheiße widert mich gerade ungemein an. Selbst meine eigene Meditation fühlte sich sinnlos an und fiel als Konstante aus.
Interne Revision heißt für mich gerade zu überprüfen welche Gedankenmuster mir dienen und welche nicht. Ich hab da ein paar Evergreens am Laufen. Auch davon hab ich die Schnauze voll. Prägend für den Menschen, der hier gerade schreibt sind meine Erfahrungen mit manischer Psychose. Ich bin unfähig, mir diese zu erklären. Eins-Sein wechselte sich ab mit tiefer Zerrissenheit. Schönheit traf auf Zerstörung. Mystische Erfahrung auf Realitätsverlust. Eine manische Psychose ist sicherlich die ultimative Erfahrung. Das führte dazu, dass ich sie viele Jahre lang verklärte. Wichtig ist mir jetzt Wahn von Wahrheit zu trennen. Die manischen Psychosen der letzten sechs Jahr enthielten beides. Solange ich beides in einer festen Umarmung im Kopf festhalte komme ich nicht weiter.
Es gilt jetzt, dass eine vom Anderen zu trennen. Es gilt jetzt, Träume und Luftschlösser los zu lassen und da zu erleben wo sie hingehören: in Vorstellung und Fantasie. Es gilt jetzt, meine inneren Verdrängungsmechanismen zu unterbrechen.
An die Arbeit. Ich freu mich nicht drauf. Aber wie heißt es so schön: „The only way through is through.“.
Es ist der Vorabend einer großen Schlacht. Und im Rot des Sonnenaufgangs reite ich mit den Rohirrim.
Und nichts wird mich aufhalten.
mega
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