Heute setze ich mich mit den nächsten drei Leitsätzen (IV-VI) der „Acht Kernaussagen der vedischen Weltsicht“ auseinander. Wer die drei ersten verpasst hat, kann das hier nachholen.
Der Veda kommt aus dem Hinduismus. Am Anfang war er eine mündliche Tradition, die später in einen verschriftlichten Kanon übertragen wurde. Er kam mit der Ankunft der Arya (1500 v. Chr.) nach Indien (frühvedische Zeit), was nahe legt, dass der Ursprung weiter zurück liegt. Der Veda kann also eine der ältesten Überlieferungen der Menschheit sein.
Während mir Runde 1 noch leicht von der Feder ging wird das Battle: East vs. Ben, Teil II jetzt schwieriger. Das „Battle“ geht wie folgt: Ich stelle euch die fernöstliche Aussage vor und antworte dann in meinen Worten.
Wir sprechen heute über die „Acht Kernaussagen der Vedischen Weisheit“. Nummer IV-VI.
East IV: Veda
„Die materielle Welt ist die Welt der Dualitäten und daher ist sie multidimensional oder multipolar strukturiert“
Ben IV: Mellowmind
„Erst einmal muss ich folgendes feststellen. Das ist eine Allegorie einer Physik, die wir so erst beginnen zu verstehen (Relativität, Quantenmechanik, Stringtheorie, Brane). Dabei ist wichtig: Allegorie. Eine 1-1 Übertragung funktioniert nicht. Aber trotzdem, man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: das sagt nicht Stephen Hawking oder Einstein. Nein, das entstammt einem uralten Text. So.
Jetzt zur Aussage selbst. Wenn ich das lese, dann kann ich den ersten Satzteil mit dem zweiten Satzteil nicht vereinen. Mein erster Impuls ist Kapitulation. Aber das gibt es bei mir nicht. Jeder Mensch kann alles verstehen was er will. Das is mein Credo.
Also, teilen wir das mal auf. „Die materielle Welt ist die Welt der Dualitäten…“. Soweit so gut. Ich denke, das können wir alle unterschreiben, dass die Welt aus Gut und Böse, hell und dunkel, warm und kalt etc. besteht (vgl. auch hermetisches Prinzip der Polarität, obskurer Ursprung, die griechischen Text nach Christi berufen sich auf „uraltes Wissen“). Unsere Welt ist gegensätzlich aufgebaut.
Zum „daher“ komm ich später.
Zweiter Satzteil: „[Sie ist] multidimensional oder multipolar strukturiert“. Das steht ja erst einmal völlig im Gegensatz zur Dualität. Multidimensional oder multipolar heißt ja erstmal – alles ist relativ. Alles ist relativ. Das Beobachterprinzip aus der Kosmologie (multidimensional) und der Quantenmechanik (multipolar). 1500 vor Christus. Wow. Wenn also die materielle Welt zwei gegensätzliche Pole hat, so hat sie das aus Sicht einer anderen Dimension vielleicht nicht. Einstein hat mal raus gehauen, dass nur 3 Leute auf der Welt seine Relativitätstheorie verstehen, weil die Menschheit als Ganzes schon mit der dritten Dimension zu kämpfen hat. Gehen wir mal von der Physik weg. Ersetzen wir Dimension mit „gefühlte Wirklichkeit“. Dann wird ein Schuh draus. Für den einen ist ein warmer Urlaub im Sommer super, der andere mag Island im Winter. Dazwischen gibt es unendliche viele „Shades of Grey“. Die nächste interessiert sich überhaupt nicht für Urlaub. Relativität ist also definierbar ausgehend von unterschiedlichen Maßstäben (Dimensionen) davon was gut ist und was nicht. Die „gefühlte Wirklichkeit“ gibt uns allen also die Möglichkeit und die Fähigkeit, die Realität völlig anders wahrzunehmen und zu interpretieren als unser Nachbar oder unser Selbst vor fünf Minuten.
Worin wir uns gemeinsam bewegen ist allerdings mehr eine „erdachte Wirklichkeit“, die es uns ermöglicht zu interagieren. Die gute, alte Matrix.
„Daher“ ist die materielle Welt multidimensional und multipolar. Es gibt nur die Fixpunkte, die wir selbst setzen. Das System in dem wir uns befinden ist grundlegend endogen (aus sich selbst heraus existent oder unbefleckt empfangen). Aus der „Falle der Dualität“ wird durch einen empfindungsfähigen, fühlenden und denkenden Beobachter eine „gefühlte Wirklichkeit“ in der Alles möglich ist. Voraussetzung dafür ist das aktive Ausüben der „gefühlten Wirklichkeit“ in voller Bewusstheit für sich Selbst als Summen-Produkt von Empfindung, Emotion und Gedanke.
Wow, jetzt bin ich von mir selbst beeindruckt :-).“
East V: Veda
„Der Sinn des Daseins in der materiellen Welt besteht darin, sich von ihr zu lösen und die spirituelle Welt zu erreichen.“
Ben V: Mellowmind
„Du bist schon längst überall wo Du sein willst. Du musst es Dir nur bewusst machen. Das tust Du, indem Du Deine „Wahrnehmungsstörungen“, die Deine inneren Prozesse betreffen, nach und nach abbaust, wenn Du möchtest (Ent-Täuschung). Ich finde es auch nicht notwendig, den Sinn des Lebens so eng zu definieren. Ein guter Vater zu sein, eine erfolgreiche Managerin oder ein Schäfer, der den ganzen Tag draußen ist reicht mir persönlich völlig. Jeder hat da seine „gefühlte Wirklichkeit“. Deswegen führen ja alle Wege nach Rom. Das ist für mich das „Lösen“ von der materiellen Welt, von der Dualität (maya = Illusion, Indianer = „rauchiger Spiegel, vgl. Höhlengleichnis Plato). Sterben, Aufstieg oder wie man es auch immer nennen mag sind nur Metaphern. Du bekommst nur ein neues, ZUSÄTZLICHES Level freigeschaltet. Der Endgegner bist immer Du selbst ;-).
East VI: Veda
„Unsere Sinne führen uns nur einen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit in verzerrter Form zu Bewusstsein.“
Ben VI: Mellowmind
„Das ist der Punkt den ich bei V gemacht habe. „Wahrnehmungsstörungen“. Die größte Wahrnehmungsstörung in all unseren Weltbildern ist folgende: Außen vor Innen. Die äußere Welt ist fest und real. Die innere Welt wechselhaft und relativ. Das die Physik das seit 100 Jahren längst nicht mehr für richtig hält ist im Gruppenbewusstsein noch nicht angekommen. Eine weitere Wahrnehmungsstörung ist die, dass unsere Persönlichkeit oder unser Ego unser Selbst sei. Das ist nicht der Fall. Die letzte, für mich größte und fatalste, Wahrnehmungsstörung ist die des freien Willens. Der Gedankenprozess eines durchschnittlichen Menschen ist ein Programm aus Sozialisation, Erziehung, Indoktrination, Werbung und eigenen Regeln. Dieses Programm engt die Wahrnehmung der Wirklichkeit ENORM ein. Dein Verstand ist ja nie im Hier und Jetzt. Er registriert nicht was ist. Er kategorisiert, bewertet etc.. Realität ist in der Spiritualität immer definiert, als „Registrieren was Ist“. Und das einzige was wir registrieren können sind unsere Empfindungen, Gefühle und Gedanken. Der Rest liegt außerhalb unseres Tanzbereiches, im Reich der außen gekehrten Sinne, deren Input so stark gefiltert wird, dass er wenig Nutzwert hat. Indem wir unsere Sinne also nach Innen kehren erlauben wir es uns langsam ein Gefühl dafür zu bekommen, was real ist. Was in uns unveränderlich IST. Sein. Das mach ich bei Mellowmind (sanfter Geist). Mind – Kopf? Aus!. Mind (Geist) sieht die Realität. Kopf (Gehirn-Verstand-Ego) nicht.
Ich bin mir bewusst, dass das was ich schreibe mitunter sehr viel Wissen voraussetzt. Es ist gerade ein innerer Prozess, der sich hier veräußert. Habt Geduld. Klarheit finde ich beim Schreiben und erklären. Also stellt Fragen.
Have a great week
Benjamin
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Ein Gedanke zu “East vs Ben – Der Veda – Teil II”
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