Mit der Spiritualität ist es so eine Sache. Du fragst zehn Menschen und bekommst 15 Ansichten, was es ist und was es enthält. Meine eigene Sichtweise habe ich hier beschrieben. Aber darum geht es mir heute, im Detail, nicht.
Die vielleicht intuitivste Sichtweise ist die: wenn wir anerkennen, dass wir Bewusstsein besitzen, dann ist das Spirit.
Geist ist eine schlechte Übersetzung. Wir besitzen ein Bewusstsein unseres Selbst und unserer Umgebung als eine Realität mit der wir interagieren. Wir vertiefen dieses Bewusstsein in jeder Sekunde unseres Lebens und setzen dieses Bewusstsein in Beziehung so zu ziemlich Allem, vor allem zu anderen Menschen.
Spiritualität ist so eine ureigene Eigenschaft der menschlichen Existenz und eine permanente Praxis jeden empfindsamen Wesens.
Was dann den Unterschied macht ist der Grad der Bewusstheit, mit dem wir all das praktizieren. Ein „explizit spiritueller Mensch“ wendet sich bewusst nach Innen, um das Mysterium des Selbst, der Welt und letztlich der Selbstlosigkeit und des Seins zu ergründen. Das führt zu Selbsterkenntnis und letztlich Klarheit.
Leider besteht noch eine andere Möglichkeit: Spiritualität vernebelt. Hier fünf Gründe wie und warum.
- Intellektualisierte Spiritualität: Du brauchst exakt ein Buch, um Dich spirituell zu entwickeln. Das Buch des Lebens. Klingt wie ein Allgemeinplatz, ist aber so. Das Skript für Deine Erfahrung auf diesem Planeten liegt im inneren Tempel Deines Körpers, Deiner Emotion, Deiner stillen Gedanken, Träume und inneren Wahrnehmung. Daher kommt der Begriff Esoterik. Er stammt vom griechischen Wortstamm für „von Innen herrührend“ ab. Alle Erkenntnis kommt von Innen. Alles findet im Körper statt. Trotzdem gibt es tausende Bücher zu dem Thema, von okkulten hermetischen Schriften bis zum 50-Seiten Ratgeber für ein besseres Leben mit Bildchen und Bulletpoints. Bücherwissen kann hier, wie immer, direkte Erfahrung nicht ersetzen. Hilfreich sind Bücher und Vorträge dann, wenn sie durch eigene Erfahrungen begleitet werden. Dann strukturiert das Lesen und zuhören – im Nachhinein – erheblich.
- Spiritueller Wortgebrauch: Es gibt in spirituellen Kreisen die Tendenz, zu vermeiden, Dinge beim Namen zu nennen, weil es als Bewertung und Urteil aufgefasst werden könnte. Und das ist ganz böse. Aussagen wie „Es ist alles Eins“ oder eine Begrüßung wie „Licht und Liebe“ verkommen so zu leeren Worthülsen. Es ist so eine Art „spiritual correctness“. Die Klarheit in der Kommunikation leidet und mitunter ist nicht klar, ob zwei Menschen von derselben Sache sprechen, wenn sie sich des Lingo bedienen. Es gibt eine ausgeprägte Tendenz Negativität im Sprachgebrauch zu vermeiden und negative Erfahrungen durch affirmative Wiederholung von Glaubenssätzen sehr schnell zu relativieren. Das verflacht den Austausch erheblich.
- „Us vs. Them“-Mentalität: Ich kennen keinen spirituellen Menschen, der nicht einen Berg Scheiße gefressen hat. Lebenskrisen, Krankheit, you name it. Am Anfang steht immer die Sehnsucht, dem was unser altes Leben erschüttert hat zu entfliehen. Das Ganze geht oft mit einer Menge Unverständnis und Urteil einher. Das betrifft sowohl Urteil anderer Menschen als auch Selbsturteil über die vielleicht „unbewusste Vergangenheit“. Und das sitzt tief. Diese Verletzheit hat merkwürdige Folgen. Ein wesentlicher Quell spiritueller Identifikation ist: wir sind anders, oh Gott wir haben es geschafft, wir sind besser als der unbewusste Rest der Menschheit. Das fördert Gruppendenken. Eine Bekannte kam nach meinem ersten Workshop zu mir, zeigte auf einen guten Freund und sagte vertraulich „Er kommt schon noch drauf“. Mir zog sich alles zu.
- Verdrängung: Punkt 1-3 führen schnell zu Verdrängung. Spirituelle Praxis ist kein Zuckerschlecken und viele Menschen bleiben Suchende und kommen doch nie an. Ich denke der Punkt ist intuitiv klar. Mehr dazu in diesem großartigen Video von Teal Swan „Spiritual Bypassing“ (Englisch).
- Spirituelles Schaufensterbummeln: Ich habe einige Menschen kennengelernt, die sehr viele Seminare und Workshops besucht haben, kurz inspiriert waren und das Thema nie vertieft haben. Das ist so eine Art spirituelles Konsumverhalten und kann ablenkend sein.
Das soweit von mir. Genießt den Tag.
Möge die Macht mit Euch sein.
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Danke für den Artikel! Und ein fettes JA! Vor allem beobachte ich diese tiefsitzende Abneigung vor dem „negativen“ bzw. dem was eben gerade ist, den Drang es direkt in etwas „positives“ schönzureden, statt eben wie du so klar sagst diesen Berg Scheisse einfach mal anzunehmen… LG, Feraye
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Du hast ja auch mal darüber geschrieben, über die Sprache.
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Ja.. für mich persönlich sehr wichtig und nötig, eine klare Sprache
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Ja voll, manche legen so viel mehr Wert darauf, andere ‚Spirituelle‘ zu diffamieren, als sich tatsächlich selbst zu reflektieren und zu erkennen, dass das eine Buch, das ihrer Meinung nach Alles erklärt aber leider ausverkauft ist, vielleicht doch nicht die letztgültige Weisheit beherbergt.
MfG toe
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