„Liebe Dich einfach selbst“ ist ein populäres Mantra in der Self-Help und spirituellen Community. Selbstliebe wird gepriesen als die zentrale Errungenschaft, das Allheilmittel. Doch wie ist das mit der Selbstliebe? Und vor allem, wie einfach ist es denn wirklich, sich selbst zu lieben?
Über die Jahre mahnten viele liebe Menschen mich aus gutem Grund dazu, nicht so ernsthaft zu sein, alles leichter zu nehmen und mich anzunehmen… mich einfach mehr zu lieben. Kein schlechter Rat dachte ich mir.
Die Umsetzung war schwer.
Ich wunderte mich also, ob irgendetwas fundamental nicht mit mir stimmte, weil es ja scheinbar für alle so offensichtlich war. „Hmm, vielleicht sollte ich mehr wie sie sein. Dieser Erwartung entsprechen. Vielleicht kann ich mich dann lieben?“, so dachte ich.
Nun ist es mit der Selbstliebe so eine Sache… easier said than done. Im Gegensatz zur New Age Wattebauschweisheit kann man sich nicht „einfach so lieben“. Selbstliebe ist keine kognitive Entscheidung und ensteht auch nicht durch affirmative Wiederholung.
Der Mangel an Selbstliebe offenbart sich oft erst im Kontakt zu Anderen. Es sind oft dieselben Menschen, die Mitgefühl und Selbstliebe predigen, die auf Dinnerparties Donald Trump mit moralischer Rechtschaffenheit verreißen. Dabei ist der Donald doch so eine perfekte Projektionsfläche für alle verdrängten narzisstischen und egotistischen Persönlichkeitsanteile in uns selbst. Ich denke er weiß das, und bespielt deshalb die politische Landschaft so gut. „Richte nicht, auf das Du nicht gerichtet werdest.“ (Matthäus, 7). Urteil gegen Andere impliziert immer auch Urteil gegen sich selbst.
Selbstliebe ist also echt nicht einfach. Vertraut mir.
Selbst Meditation hilft da nicht. Zumindest nicht alleine.
Ich meditiere jetzt 13 Jahre. Ich hab echt hart dran gearbeitet… an der Erleuchtung, meiner Heilung, und an meiner Selbstliebe. Ich dachte tatsächlich, ich könne mich in einen Zustand vollkommener Selbstakzeptanz meditieren.
Ja, ich hatte viele Sitzungen, die mir geholfen haben meine Erfahrungen anzunehmen.
Ja, ich habe gelernt sehr sehr starke Emotionen zu meistern.
Ja, ich konnte meinen wahnsinnigen Geist beobachten und das Chaos im Kopf still werden lassen.
Ja, ich bin jetzt voll und ganz in meinem Körper.
Ja, ich hab gelernt mit sehr außergewöhnlichen und komplexen emotionalen und sensorischen Erfahrungen umzugehen.
Alles sehr, sehr hilfreich.
Trotzdem veränderte meine Meditation nicht meine Angst ums kleine Geld, um meine Gesundheit, ob und wann ich wieder einen Job kriege. Und an der Beziehungsfront erst recht nicht. All die normalen alltäglichen Dinge und Herausforderungen. Denen konnte ich mich trotz allem nicht besser stellen.
Für einen gewissen Zeitraum war Meditation wie ein Beruhigungsmittel. Weltflucht. So konnte ich meinen Problemen und meinen Schmerzen entkommen. In der Meditation fühlte ich mich gut, mein Leben hat mich überfordert. Das ist nicht gut.
Deswegen warne ich auch so oft davor, es so zu tun.
Unser Leben ist polar. Chaotisch. Herausfordernd. Sich wandelnd. Einen absoluten Zustand von Irgendetwas zu erreichen, gerade Selbstliebe oder bedingungslose Liebe ist ein Hirngespinst. Es funktioniert nicht. Aus gutem Grund: Wachstum und Sich-Erweitern.
Zeig mir eine Person, die von sich sagt „Ich liebe mich selbst.“. Dann ziehen wir da ein, und binnen weniger Monate wissen wir, wo Selbstliebe fehlt. Jeder Mensch schädigt sich in irgendeiner Art und Weise selbst.
Unsere Liebesbeziehungen sind der perfekte Ort, um genau herauszufinden wo wir uns nicht wirklich und vollständig lieben. Ich leg noch einen drauf und sage, dass Dein engster Gefährte im Leben – Partner, Freund, Eltern, Geschwister, Hund – dazu da ist, Dir genau zu zeigen wo Du dich nicht liebst.
Emotionale Muster lösen sich endgültig erst im Kontakt.
Der epidemische Gebrauch von Sätzen wie „Liebe Dich selbst“, „Sei glücklich“ oder „Manifestiere was Du willst“ ist vorm Hintergrund der Herausforderung authentischer Veränderung vielleicht ein Stück Gutglaube, ein Stück Naivität, ein Stück Schritt in die richtige Richtung.
Das anzunehmen, was ist, und vor allem, das was ich nicht wahr haben will – das ist der Weg zur Selbstliebe. Der Abschied von Verdrängung und Illusion über alles was in uns ist, und über alles, was sich in unseren Beziehungen und im Außen spiegelt.
Vielleicht kommen sie dann. Diese Momente von Verbundenheit, Selbstannahme und Liebe. Für 5 Minuten, 3 Wochen, zwei Monate. Bis Dir das Leben Deine Lebensthemen erneut auftischt. So ist das.
Alle Aspekte der Liebe, die romantische (amor), erotische (eros), die Nächstenliebe (caritas) und die bedingungslose Liebe Gottes (agape) zu meistern. Das ist mal ein Projekt.
So wie das Leben ist, bleibt Selbstliebe also immer eins –
eine Unvollendete, neunte Sinfonie.
Und wie Beethovens Meisterwerk ist sie eins… Wunderschön!
„Alle Menschen werden Brüder,
wo ihr zarter Flügel weilt“.
Namasté Brüder und Schwestern
Benjamin
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The Mellowmind Experience – Meditation für Jeden
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Sehr schön geschrieben, wie immer!
Ja, die Selbstliebe. Für mich bedeutet das vor allem, auch mal bei mir selbst Fünfe gerade sein lassen zu können. Nobody’s perfect und ich am allerwenigsten, nicht wahr? Die Erkenntnis ist hart, das Unperfekte anerkennen noch härter, dafür aber Anderen ihre Fehler zu lassen dann umso leichter 🙂
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Das stimmt. Das ist die Grundlage für uns selbst und unsere Beziehungen. Ich kämpfe selbst noch mit dem letzten Satz :-).
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Verbesserung ist wohl immer Kampf mit dem Schweinehund, huh? 😀 Aber dafür ist das Leben da. Feiern und Schweinehunde bezwingen!
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Yes :-).
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Danke, dass du dadurch nochmal deutlich machst,
dass Selbstliebe niemals ein Punkt auf einer „to-do-list“ sein kann,
denn man irgendwann abhaken kann und sich dann dem nächsten widmen..
Es ist ein Prozess, ein WEG 🙂 Oder… es bleibt wohl eine neverending Lovestory. 😀
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Wie heißt es so schön „Why Must all good things come to an end“. Lg
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